Wir liebten den Wehrdienstverweigerer Muhammad Ali. Dass er dafür den Weltmeistertitel wegwarf! Er kämpfte weiter. Nein, er trainierte. Denn kämpfen durfte er drei Jahre lang nicht. Er hatte die Ausdauer, die Kraft, das Selbstvertrauen – all das hätte ich auch gerne gehabt. Ich hätte es mir gerne abgeschaut. Ich hätte so gerne gelernt von Muhammad Ali. Aber er war zu weit weg. Auch im Scheitern.
Ich weiß nicht, ob Beckett von Muhammad Ali gelernt hat oder Ali von Beckett: „Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern.“ Das ist das wirkliche Leben, die Welt der Erwachsenen. Muhammad Ali war in ihr angekommen. Und wir mit ihm. Jedenfalls die Klügeren von uns. Sie waren auch die Mutigeren. Wir anderen versuchten, uns einzurichten in unseren Träumen. Wir behausten Nischen, die die Gesellschaft uns eingerichtet hatte und schwärmten von Muhammad Ali, der doch gelernt hatte, wie man dieser Welt entgegentritt.
– Quelle: http://www.berliner-zeitung.de/24175146 ©2017
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